Es gibt zwei Sorten von Strandkiosken an der Copacabana: die aussterbende Art der Holzbaracken mit Plastikstühlen und Sonnenschirmen davor, und die sich ausbreitende Sorte der Standard-Glaszylinder mit schicker Überdachung, modernem Gestühl und gepfefferten Preisen.
Schon mancher Pächter der Glaszylinder hat an der konkurrenzreichen Küste der Copacabana dicke Backen gemacht. So war auch der allerletzte Edel-Kiosk am Ende von Leme kurz vor dem Felsen einige Zeit verwaist. Mit dieser Ruhe ist es nun definitiv vorbei. Der neue Pächter führt das Logo BRAHMA im Schriftzug und hat seit kurzem dazu ein großes schwarz-rot-gold-unterlegtes Schild mit der großen Aufschrift „TOR“ angebracht. Das deutsche Konsulat hat diesen Kiosk nämlich zum Treffpunkt der deutschen WM-Fans ausgerufen – ein voller Erfolg, wie gestern zu beobachten war. Gleich direkt neben den Buddy-Bears, den freundlichen Bärenstatuen aus aller Herren Länder (ebenso eine außerordentlich erfolgreiche Initiative des deutschen Konsulats) feierten die Deutschen hier in Rio ausgelassen das erste Spiel des deutschen Teams. Für jedes Tor der deutschen Mannschaft war ein Freibier versprochen. Der Besuch lohnte sich also auch deshalb schon, denn das Ergebnis war aus deutscher Sicht mit 4:0 ja sehr erfreulich.
Nicht alle Besucher waren davon begeistert, dass sich so viele Fans am Kiosk eingefunden hatten. So zeigte sich ein älterer Herr äußerst verärgert darüber, dass sich eine größere Gruppe von Fans stehend vor einem der Monitore positionierte und ihm von seinem Sitzplatz aus, den er extra frühzeitig reserviert hatte, damit die Sicht versperrte. Wütend forderte er die Gruppe der Neuankömmlinge auf, sich aus seinem Sichtfeld auf den Monitor zu entfernen - ein Anliegen, das durchaus ernst gemeint war aber nur von ungläubigen Blicken und gleichzeitigem Achselzucken quittiert wurde. Ich beobachtete die Szene interessiert, weil mich die Reklamationsbereitschaft des Deutschen hier in meinem ureigenen Revier in Leme verblüffte. Brasilien ist schließlich nicht gerade für seine Reklamationskultur bekannt und ich hatte für einen Moment Angst vor einer Überdosis meiner Heimatkultur. Dann fiel aber der Strom aus und ich fühlte mich gleich wieder zu Hause. Das 1:0 wurde vor schwarzen Bildschirmen bejubelt, jemand hatte das Tor auf seinem Smartphone registriert.
Mehrere Fernsehteams lechzten nach deutschem Jubel, den es reichlich einzufangen gab.
Auch Delaine und ich haben etwas von dieser Freude eingefangen und wünschen Euch viel Spaß beim Betrachten des kleinen Videoblogs:
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