Teil 13: Nachtflug nach Flensburg

 

"Chi Chi Chi Le Le Le" gröhlt es laut aus einer Gruppe von fröhlichen Menschen mit roten T-Shirts im Check-In-Bereich des Terminal 2 am Internationalen Flughafen von Rio de Janeiro. Meine sechsjährige Tochter versteht nur "Xi Xi" (Schi Schi) und das bedeutet auf Portugiesisch Pipi. Ich erkläre ihr, dass die Rothemden Chilenen sind, die nach dem Wahnsinnserfolg ihrer Mannschaft gegen Spanien gutgelaunt den Rückflug antreten wollen und dass ihr Rufen kein Ausdruck von kollektivem Harndrang ist.

 

Fliegen wollen wir beide auch, das hatten wir am Morgen zusammen entschieden. Einen Nachtflug nach Frankfurt haben wir gebucht. Ziel der Reise ist Flensburg, unsere Heimatstadt im hohen Norden Deutschlands. Bis dahin ist es aber noch weit. Eingequetscht auf den beiden Mittelplätzen einer Viererreihe der Lufthansa Boing 747-400, umrahmt von zwei netten, aber ausgesprochen korpulenten jungen Männern, die sich in jeder Hinsicht ausdehnen und uns zusätzlich beengen frage ich mich, ob diese Idee vom Vormittag wirklich so toll war. Immerhin ist WM in Brasilien und Rio die inoffizielle WM-Hauptstadt und die Perspektive auf das Fehlen jeglicher Privatssphäre für die kommenden 11 Stunden ist nicht prickelnd. Aber meine Tochter und ich möchten nicht bis zum Winter (Sommer in Rio) warten, bis wir unsere Lieben in Deutschland wiedersehen.

 

Außerdem bin ich gespannt darauf, wie sich das Bild auf die WM, auf Brasilien und vorallem auf Rio sich von Deutschland aus darstellt.

 

Wenn der Flug mit Start und Landung nicht so schön turbulenzfrei gewesen wäre, würde ich mich über einiges beklagen können, so aber verbietet sich das. Der Flug von Rio nach Frankfurt schlaucht sowieso immer viel mehr, als eine Reise in umgekehrte Richtung.

 

Dass wir wieder in Deutschland sind merken wir im Flugzeug von Frankfurt nach Hamburg, wo meine Tochter und ich die Einzigen sind, die auf dem fünfundvierzig-minütigen Flug (beim Quartettspielen) sprechen, obwohl auch dieser Flieger voll besetzt ist. Ok, hier sind fast nur Business-Leute im Flugzeug, aber trotzdem ist es schreiend still für jemanden, der gerade aus Rio kommt.

 

Dann in Hamburg passiert etwas, was wir noch nie erlebt haben: Unser Koffer (wir haben zum erstem Mal nur einen) ist nicht mitgekommen. Gegen die Freundlichkeit der Lufthansa-Gepäckverlusts-Bearbeiterin ist aber keine Wut gewachsen. Mit einem Leihkindersitz und dem Versprechen einer Kostenerstattung von 50% auf eine Grundaustattung von Kleidern für meine Tochter und mich setzen wir uns in den Leihwagen, auf dem Weg zum Shopping - kein Spaß nach einer halben Weltreise!

 

Nach all dem Stress sitze ich mit meiner inzwischen wirklich müden Tochter und vollen Einkaufstüten in einem Ford-C-Max Leihwagen (1,0 mit 100PS, wie geht das?) und denke: jetzt schön entspannen auf der A7.

 

Es folgt aber ein optischer Spießrutenlauf. Große Planen mit unterschiedlichen Beschimpfungsvarianten, jeweils mit meinem Vornamen beginnend (Robert vernichtet Höfe usw.) heißen mich nicht willkommen. Vor der Autobahnausfahrt in meine heißersehnte Heimatstadt Flensburg nach einer Weltreise ohne Koffer und einer schlafenden Tochter an Bord dann der finale Planenspruch: Tschüs, Robert.

 

Wir kommen an, meine inzwischen wieder wachgewordene Tochter stürmt ihrem Onkel (einem recht erfolgreichen Fußballspieler) entgegen, ich hinterher. Der Fernseher läuft. Oliver Welke und Oliver Kahn auf dem Dach des Sofitels in Rio, im Hintergrund die Sichel der Copacabana - das Spiel: Uruguay-England.

 

Tschüs Robert - zum Glück verwischt
Tschüs Robert - zum Glück verwischt

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Kommentare: 8
  • #1

    Martin Kühn (Montag, 23 Juni 2014 08:38)

    Weiter so. Freue mich auf die Fortsetzung!

  • #2

    Ilona (Mittwoch, 02 Juli 2014 17:14)

    Tolles Ding, wie versprochen gleich auf deine Seite. Freue mich ebenfalls auf die Fortsetzung.
    Es grüßen die Flensburger Nachbarn.Gerhard, Maria und Ilona

  • #3

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